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Wie eine Bali-Reise mein Leben veränderte

 

Nach meinem ersten wirklich turbulenten Jahr nach der Diagnose kam ich langsam zur Ruhe. Ruhe nicht im Sinn von Ruhe (ich hab nie Ruhe), aber ich begann mich mit der Situation abzufinden und mein Leben wieder zu genießen – denn eines war für mich ganz deutlich: Es gab super viele schlechte Tage, aber unterm Strich gibt es viel, viel mehr bessere Tage.. Und für die lohnt es sich definitiv zu leben.

 

 

Wie das Leben manchmal so spielt wurde ich dann aber vor eine neue Herausforderung gestellt, nämlich vor die Trennung meines damaligen Partners. Jeder kennt so Zeiten und Trennungen sind immer super schwer, aber auch hier stand ich auf und richtete ziemlich schnell meine Krone wieder, nämlich mit dem Gedanken endlich meinen Träumen nachgehen zu können.. Meiner ersten großen Reise.. und zwar nach Bali. All das hatte ich mir in meinen Träumen ziemlich easy vorgestellt, so mit meiner Freundin und lediglich einem Backpacking-Rucksack im Gepäck mal eben an das andere Ende der Welt.. aber schnell wurden auch Stimmen in meinem Umfeld lauter. Schaffst du das körperlich? Wie willst du so lange im Flugzeug sitzen? Wie wirst du das tropische Klima vertragen? Und ich meine diese Stimmen meinten es keineswegs böse mit mir, aber plötzlich stand ich selber vor diesem Berg voller Fragen. Und war mir plötzlich so gar nicht mehr sicher, ob das die richtige Entscheidung ist. So vereinbarte ich ein Termin bei meiner Rheumatologin, um mal nachzuhören was sie davon hält. Und diese kommunizierte mir ganz klar – Sie machen das! Komme was wolle. Wenn man mit Rheuma im Gepäck auf Reisen geht, muss die Planung vorab allerdings gut durchdacht sein. Hier ein paar Wegweiser, um euch die Reiseplanung zu erleichtern.

 


Medikamente

 

Wichtig zu wissen ist, gerade wenn ihr wie ich Medikamente spritzt und nicht als Tabletten einnehmt, dass ihr diese Spritzen je nach Reiseziel nicht einfach mitführen dürft. Ihr benötigt deshalb quasi ein ärztliches Attest, in dem genau steht welches Medikament ihr aus gesundheitlichen Gründen braucht und wie viel davon. Dieses Attest muss im Handgepäck immer griffbereit sein und ganz wichtig: Auch die Spritzen gehören ins Handgepäck. Bitte das Attest immer international ausstellen lassen – in weit entfernten Ländern beißt ihr hier sonst auf Granit. Ein weiteren Punkt den ihr beachten solltet ist die Tatsache, dass die Spritzen bei einer gewissen Raumtemperatur gelagert werden müssen, was in einem Backpacking-Urlaub in einem Tropenland schlichtweg nicht möglich ist. Aus diesem Grund entschieden wir uns für die leichtere Variante, nämlich die Einnahme von Tabletten für die Phase meines Urlaubs. Jedes Medikament, das es in Spritzenform gibt, könnt ihr natürlich auch in Tabletten erhalten. Auch hier kann ich nur raten ein Schriftstück vom Arzt mitzunehmen, dann seid ihr auf der sicheren Seite. Was ein gut ausgestatteter Rheumatiker immer dabei haben sollte: Cortison (für den Notfall) und natürlich Ibuprofen. Ich führte außerdem noch zusätzlich ein Schmerzgel mit. Ansonsten richtet ihr euch hinsichtlich Impfungen etc. natürlich nach den Empfehlungen für das jeweilige Reiseland. Ich habe mich zum Beispiel nicht zusätzlich impfen lassen, und hab es auch überlebt J.

 

Der Flug

 

Hier kommen wir schon zum schwierigeren Teil, der sich tatsächlich für mich auch als wirklich schwierig herausstellte. Um ehrlich zu sein habe ich diesen Teil auch vollkommen unterschätzt. Bali war in diesem Fall nicht gerade eine Kurzstrecke mit insgesamt 19 Stunden Flugzeit, jedoch hatten wir einen Zwischenstopp in Taiwan nach 14 Stunden mit drei Stunden Aufenthalt. Diesen Zwischenstopp fand ich bei der Reisebuchung ziemlich scheiße, aber rückblickend kann ich euch nur ans Herz legen auf jeden Fall einen Flug mit Stopp zu buchen! Für mich waren die 14 Stunden des ersten Fluges eine enorme Anstrengung, wir hatten einen Fensterplatz und einen Platz mittig und konnten somit nicht zu jeder Zeit aufstehen. Deshalb kann ich euch nur ans Herz legen einen Platz direkt am Gang zu wählen, somit habt ihr zumindest die Möglichkeit bei Bedarf ein paar Schritte zu gehen. Eine Langstrecke ist schon für den gesunden Menschen anstrengend, deshalb unterschätzt das auf keinen Fall. Für mich war es wirklich anstrengend und ich war enorm froh, als wir zumindest die drei Stunden in Taiwan mal wieder auf die Füße kamen. Die restlichen fünf Stunden nach Denpasar waren dann auszuhalten. Ganz wichtig auch hier: Unbedingt Ibuprofen mit in das Handgepäck nehmen, das war meine Rettung in der Not!

 

Unser Leben auf Bali

 

Nach all den Strapazen, die mich den Flug über plagten, kamen wir dann schließlich auf Bali an und ich kann euch sagen, ab dem Moment als ich aus dem Flughafen kam war alles wie vergessen. Und so erging es mir auch die weiteren vier Wochen unseres Urlaubs dort. Da wir noch nie einen Backpacker-Urlaub gemacht hatten entschieden wir uns für die Variante alle Unterkünfte vorab zu buchen, somit hatten wir einen festen Plan und auch ich, mit Krankheit, die Gewissheit jeden Abend ein festes Bett unter mir zu haben. Was mir in diesem Urlaub unheimlich klar wurde, ist dass die Psyche eine unglaublich große Rolle bei so einer Krankheit spielt. Ich war ausgeglichen, weg von Sorgen und ich war an den schönsten Orten dieser Insel – und das gab mir Kraft und vor allem Raum, weit weg von Schmerzen. Da wir beide keine geübten Rollerfahrer waren, waren wir die meiste Zeit zu Fuß unterwegs.. und ja logisch, nach 12km laufen tun einem die Füße weh

– die tun dir aber auch als gesunder Mensch weh J

 


 

Deshalb lange Rede kurzer Sinn – eure Träume sind nicht vergessen, nur weil ihr nun von Rheuma geplagt habt. Geht raus, macht was draus und erkundet die Welt – dieser Urlaub hat Wunder für mich bewirkt und hat ganz viel Veränderung in mir ausgelöst. Ihr müsst auf nichts verzichten, solange die Planung vorab die Richtige war.

Also hopp raus.. Macht was draus!

 

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